In unserer losen Folge zum Jahr des Kulturerbes folgt heute eine weitere Bronzeplastik im Stadtraum. Das “wasserlassende Männlein”, welches von Jérôme Duquesnoy im Jahr 1619 geschaffen wurde, ist eine bekannte Brunnenfigur in Brüssel. Catherine Emerson bezeichnet die Figur als merkwürdiges, hybrides Objekt:
It is a strange, hybrid object, and there is no explanatory text accompanying it to describe what it commemorates. Nevertheless, the practices of tourism seem to normalize it: numerous souvenir shops stock commemorative items. Postcards, playing cards, snow shakers, corkscrews all can be obtained with a picture of Manneken Pis and, for customers with a a bigger budget, replica fountains stand chained in a row (Emerson, S. 1).
Verschiedene Legenden ranken sich um die 61 Zentimeter hohe Bronzestatue. Die bekannteste besagt, dass Gottfried der III von Löwen von seinen Truppen als zweijähriger mit auf das Schlachtfeld gegen die Truppen der Berthouts genommen wurde. Zur Sicherheit hängten sie den kleinen Graf in einem Korb von einem Baum. Die Truppen sollten dadurch daran erinnert werden, für wen sie in die Schlacht zogen. Von seinem Korb aus urinierte der zweijährige auf die Berthouts, welche die Schlacht schliesslich verloren.
F. S./M.: G. B. & Cie.: Manneken-Pis in Brüssel, um 1900, Postkarte, ETH-Bibliothek, Bildarchiv, (Fel_020083-RE)
Die bei Touristen als Fotosujet sehr beliebte Figur an der Rue de l’Étuve wurde mehrfach entwendet. Die heutige Statue ist eine Kopie aus dem Jahr 1965. Es ist sogar unklar, ob das Original, welches im Brüsseler Stadtmuseum aufbewahrt wird, echt ist. Es gibt Vermutungen, dass bereits nach einem Diebstahl 1817 eine Kopie aufgestellt wurde. Dies scheint aber keinen Einfluss auf die ungebrochene Anziehungskraft der Brunnenfigur auf Touristen zu haben.
Literatur:
Emerson, Catherine: Regarding Manneken Pis: culture, celebration and conflict in Brussels. Leeds: Legenda, 2015.
Humor hatten se jedenfalls, schöne Anekdote 🙂